Blick auf die Burg Gibelete im Hintergrund die Stadt Byblos

Ich reise gerne und finde, dies ist die beste Wertanlage, die es gibt. Man kehrt immer reicher zurück!
Ich hatte im Fotostudio vor einem Jahr eine Kundin, von der ich Bewerbungsfotos gemacht habe. Ich konnte nicht einschätzen woher sie stammte. Sie sprach Deutsch aber mit einem süßen Akzent. Ich vermutete Frankreich aber Irrtum. Sie kam aus Syrien. Die Dame fragte mich, ob ich Arabisch sprechen kann. Vermutlich kam sie darauf, weil sie Unterlagen von meinem Online-Sprachkurs auf meinem großen, permanent zugemüllten Schreibtisch liegen gesehen hatte. Den Sprachkurs hatte ich mir gekauft, weil ich einmal im Jahr nach Ägypten zum Tauchen fahre und weil ich in Zukunft gerne „guten Tag", "ich habe Hunger", usw.  sagen können möchte! Sie erzählte mir, wenn man sich für die arabische Kultur interessieren würde, dann sollte man den Libanon bereisen. Der ist modern, dem Westen aufgeschlossen und arabisch! Mein erster Gedanke war: “ Lieber nicht, da werde ich als Tourist erschossen und ausserdem gibt es dort nur Menschen in Lehmhütten, Ziegen und Wüste. Obendrein ist der Libanon in den Deutschen Nachrichten über den Nahen Osten immer irgendwie negativ besetzt.”
Was meine Meinung über den Libanon änderte
Ich habe bei YouTube mal „arabische Popmusik“ eingeben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Menschen vor Ort nur US Charts oder arabische Folklore hören. Die müssen doch irgendwas eigenes haben. Ich wurde fündig und viele Künstler kamen aus dem Libanon. Da dachte ich mir, ein Land, aus dem solche Musik stammt, kann nicht hinterm Mond sein!

Ich finde die Remixversion noch etwas besser:​​​​​​​ https://www.youtube.com/watch?v=xhVVy7ixf8s

Meine Entscheidung ist gefallen. Da fahre ich hin!
Zu jedem Reiseland gibt es Gruppen auf Facebook oder Internetforen, wo man sich austauschen kann. Zum Libanon jedoch gibt es kaum was Aktuelles, nur Reisewarnungen. Eine Gruppe habe ich dennoch gefunden: "Deutsch Libanesische Generation" - kein Reiseforum, eher eine Community für Libanesen, die in Deutschland leben. Hier habe ich ein paar Infos in Erfahrung bringen können.
Auf den meisten großen Reiseportalen ist der Libanon dabei, aber viele Infos bzw. Reiseberichte gibt es nicht. Im Sommer kann ich nicht verreisen, da ich mich in der Zeit voll auf die Arbeit konzentrieren muss. Daher bleibt mir nur Herbst und Winter. Aber kein Problem - bis Oktober ist das Wetter für Norddeutsche wie gemacht im Libanon. Die Hauptstadt vom Libanon heißt Beirut und liegt direkt am Wasser. Super, denke ich mir. Sollte mir das mit der arabischen Kultur (Ziegen) zu viel werden, dann lege ich mich einfach bräsig in die Sonne und mache einen einfachen Strandurlaub (was sich noch als Irrtum herausstellen soll).
Das Hotel sollte fussläufig vom Strand entfernt sein. Am besten in einem Viertel, wo was los ist. Das Stichwort hier heißt „Hamra“. Das ist der Stadtteil, welcher immer gut besucht ist. Wenn man in Beirut eine Unterkunft im Hamra hat, einfach dem Taxifahrer „Haaaammmrrrraaa“ ins Ohr brüllen, dann weiß er Bescheid wohin es gehen soll. Den Rest findet man selbst.
Auf einem Reiseportal bin ich fündig geworden. Die Fluggesellschaft „Germania“ bietet zwei Direktflüge pro Woche von Hamburg und Berlin nach Beirut an. Ich hab mich für Hamburg entscheiden, weil es dort für mich günstigere Abflug-/Ankunftzeiten gab und ich so am besten mit dem Zug weiter nach Stralsund komme. Der Zug zum Flug ist im Reisepreis enthalten und wer die teuren Parkgebühren am Flughafen kennt, sollte eine Bahn als Anreise in Betracht ziehen.
Ein halbes Jahr im Voraus habe ich die Reise gebucht und am 14. September war es dann soweit!
Einziger deutscher Passagier im Flugzeug
Ich sitze im Transferbereich vom Hamburger Flughafen als einziger Deutscher Tourist. :-)
Im Flugzeug angekommen sitze ich neben Abir. Sie kommt aus Syrien und lebt seit 5 Jahren in Deutschland. Sie ernährt sich Vegan. Dies stellte sich als sehr großen Vorteil für mich heraus, da sie mir ihr Flugzeugessen geschenkt hat. Wir haben zusammen Whisky getrunken und somit waren die viereinhalb Stunden Flugzeit schnell vorüber.
Landung in Beirut. Die Kabinentür öffnet sich und warme Luft kommt einem entgegen. Das liebe ich am Reisen. Man kann innerhalb von wenigen Stunden vom Herbst in den Sommer wechseln. Der Flughafen in Beirut macht einen normalen, modernen Eindruck. Nichts Besonderes. Ich bin an der Einreisekontrolle, wo der Grenzbeamte mich fragt, ob mein Vater deutscher Herkunft ist. Ich bejahe und es kommt dieselbe Frage nach meinem Großvater. Ich bejahe wieder. "Der Nachname ist aber nicht deutsch?", fragte er nach. Ich zucke mit den Schultern und es kommt ein “Na gut. Willkommen im Libanon.”, vom Beamten.
Nach ein paar Minuten Warten greife ich mir meinen Koffer vom Band und verlasse den Transitbereich....gleich gehts los. Draußen müsste jemand mit einem Zettel mit meinem Namen darauf stehen, der mich zum Hotel bringt.
Die Tür geht auf. Jetzt geht das Abenteuer los!
Viele Leute stehen am Eingang und halten Namensschilder hoch. Nur meinen Namen finde ich nicht. Einige Zettel sind in arabisch geschrieben. Ob da mein Name dabei war werde ich wohl nie erfahren. Ich stehe nun mit meinem Koffer in der Abflughalle und nichts passiert. Einige Frauen mit Kopftuch schauen mich komisch an. Vermutlich lag das an meiner Sommer-Jogginghose (ich reise gern bequem). Ich werde wohl selbst ein Taxi nehmen müssen. Nach einigem Hin und Her finde ich ein Taxi, welches mich zum Hotel bringt ohne Touri-Abzockerpreis. Nach fünfzehn Minuten bin ich im Hotel. Endlich! Jetzt bin ich im Libanon angekommen!
Das Hotels l ist klasse: Direkt im Hamra-Viertel, fünf Sterne mit Frühstück. Ja sooo gefällt mir das! Mein Hotelzimmer ist hervorragend gekühlt. Für vernünftiges Klima sorgen, das können die hier im Libanon schon mal. Überall, selbst in einfachen Geschäften, ist es genau richtig temperiert. Ein Segen, denn manchmal geht auch 23 Uhr im späten September die Temperaturmarke nicht unter 30 Grad.
Ich gehe auf den Balkon. Mein erster Blick auf die Stadt. Mittlerweile ist es 21 Uhr und schon dunkel. Ich glaube Beirut ist schmutzig und laut, dazu modern und verfallen - aber schauen wir morgen nochmal.
Am nächsten Tag tausche ich an der Hotelrezeption Euro in Libanesisches Pfund. Die Einheimischen sagen zu ihrem Geld "Lira", der US-Dollar wird aber auch akzeptiert. Der Umtauschkurs ist schräg. 58 Cent sind 1000 Lira. Ich habe mir extra eine Tabelle auf dem Handy erstellt, sonst wäre ich nicht klar gekommen.
Ich habe ein bisschen Hunger und auf Google Maps habe ich schon mal geschaut, wo man in der Nähe etwas zu Essen bekommt. Nach einigen Metern gelange ich zur „Barbar“. Eine Schnellimbisskette im Libanon. Der Kellner empfiehlt mir etwas und das Gericht kommt in Klarsichtfolie eingewickelt an meinen Tisch. Was ist das? Der Kellner bemerkt meinen irritierten Gesichtsausdruck und hilft: „Du musst das auseinander reißen, belegen, zusammenrollen und dann essen.“ Mittlerweile schauen mir mehrere Angestellte beim Essen zu: „Schmeckt es Ihnen?“ Ich nicke. Ich glaube sieben Euro habe ich für die kleine Köstlichkeit und eine Cola bezahlt.

Arabisches Brot, Hummus und Gemüse

Nach dem Imbiss habe ich die berühmte Hamra Straße gesucht und beendete den Abend mit einer Shisha in einem „Mars-Shake“. Im Hintergrund lief Musik von Modern Talking.

Im Hintergrund läuft Musik von Modern Talking

Der Plan für meinen Libanonurlaub war folgender: ein bisschen Strand, Tauchen (habe einen Tauschschein), ein paar Ausflüge und Kultur. Für den nächsten Tag hab ich mir vorgenommen die Tauchbasis zu suchen und mir Infos über den nächstgelegenen Strand holen.
Beirut bei Tageslicht
Müll, überall liegt Müll. Das wird meine einzige kritische Anmerkung zum Libanon bleiben. In den Hauptverkehrsstraßen und Geschäftsvierteln ist es zumindest sauber. Sonst sind viele Libanesen, was die Umwelt angeht, leider nicht achtsam.
Beirut lebt aus einer Mischung aus alten, kaputten, neuen, grossen und kleinen Stadthäusern, venezianischen Vierteln und hypermodernen Hochhausbauten, wie sie auch in Frankfurt am Main stehen könnten. Ich habe oft das Gefühl, hier wohnt bzw. arbeitet gar keiner. Alles viel zu clean. In der Stadt zur Mittagszeit rumzulaufen ist anstrengend.        30 Grad sind für mich schon fast zu viel.
Es ist Sonnabend und es sind nicht viele Menschen auf der Straße, bzw. Autos unterwegs. Beirut fühlt sich an, wie eine europäische Großstadt. Ich laufe am Hafen entlang. Eine kleine Marina mit teuren Motorjachten. Irgendwo muss laut Google Maps hier eine Tauchbasis sein. Mit einigen Nachfragen finde ich sie. „Morgen tauchen wir zu einem gesunkenen U-Boot.“, offeriert mir der Divemaster. Da habe ich mich aber leider schon zu einem anderen Tagestrip angemeldet.
Die Tagestour geht früh los. Um 07:30 Uhr werde ich im Hotel abgeholt. Um 06:00 Uhr bin ich Aufgestanden, damit ich noch etwas vom Frühstück abbekomme. Viel zu früh. Eine ganz blöde Idee! Der Beginn der Tour stand in der Beschreibung bei Trip Advisor nicht dabei. Ich hätte sonst verzichtet. Nachdem ich vom Hotel abgeholt wurde ging es zum Sammelpunkt, wo dann die Reisenden auf die Busse aufgeteilt wurden. Nach einer halben Stunde erreichen wir die erste Station. Wir sind ca. 20 Touristen. Ich bin dabei der einzige Deutsche. Das hatte ich noch nie. Die Reiseleitung übernahm eine sympathische Libanesin auf Englisch. Ich gebe mir Mühe, da mein Englisch nicht so gut ist. Die erste Station ist die Jeitta Grotto. 

Sauerei! rechts Gelangte man zu Schließfächern wo man Handys und Kameras hinerlegen musste!

Diese Höhle wird Touristen im Libanon immer als Ausflugsziel empfohlen (zu Recht). Genau genommen sind es zwei Höhlen. So groß wie zwei Fussballfelder. Wirklich beeindruckend und wunderbar kühl. Man hätte hier locker auch Szenen von “Herr der Ringe” drehen können. In die zweiten Höhle sind wir dann sogar mit dem Boot hineingefahren. Leider mussten alle Besucher ihre Handys/Fotoapparate am Eingang abgeben. Absolutes Fotografierverbot. Ätzend, als Deutscher macht man ja immer was einem gesagt wird. Meine Empfehlung an euch: Riskiert es! Ich hätte zu gerne Bilder gemacht. Schade! 
Ich hatte Zuckungen
Ich hatte während des Rundgangs in der Höhle die ganze Zeit Zuckungen. Ich wollte ständig nach meinem Smartphone greifen.
Die nächste Station des Ausfluges war die Stadt Harissa. Der Reiseleitung ständig zuzuhören ist für mich aber langsam anstrengend. Also lass ich alles auf mich wirken und setze mich ab. Keine Ahnung was wir da als erstes sehen. Es ist zu früh für mich. Ein modernes, futuristisches Gebäude. Ein riesige Halle. Überall Sitzbänke und vorne eine Bühne. Ein Mann in einer Robe betritt den Raum. Musik spielt. Der Mann fängt an zu singen. Ich denke mir: den Sound kennst Du aus christlichen Kirchen, klar. Irgendwie magisch das Ganze. Christliche Kirchenlieder auf arabisch. Der Libanon ist ein kleines Land, hat aber über 18 aktive Religionen - und alle leben miteinander.
Auf einmal war ich alleine. Meine Reisegruppe war weg. Schnell beeilen und dabei habe ich im Moment Knie und bin nicht so schnell zu Fuss. Dennoch -  meine Suche ist erfolgreich und ich finde den Anschluss wieder. Die Reiseleiterin erklärt und erklärt. Diese Tagestouren erinnern mich an Archäologievorlesungen und das bei 30 Grad. Wenig ansprechend für mich. Dann geht es noch eine Wendeltreppe in Form einer Frauenstatur hinauf. Ich denke mir: Wer baut so etwas? Alles staut sich. Diejenigen, die rauf wollen, müssen die gleiche Treppe wieder runter. Dennoch warte ich geduldig, um auf die erhöhte Position zu gelangen. In der Hoffnung einen guten Blick auf das Tal zu haben. Ganz oben angekommen hat sich meine Vermutung bestätigt - der Ausblick ist super und alle machen Selfies
Im Nachhinein erfahre ich, dass der Ort (inkl. Statue) ein wichtiger christlicher Wallfahrtsort ist. In Byblos, am Ende unsere Tour, traute ich meinen Augen kaum. An den Laternen hängen Plakate für das kommende Oktoberfest. Die Libanesen sind schräg drauf und dabei bin ich doch der einzige Deutsche im Dorf.
Ich erkundige mich nach dem nächstgelegenen Strand für den kommenden Tag. Darauf habe ich Lust. Strand.
Mir wird abgeraten in Beirut an den Strand zu gehen. In Küstennähe werden Abwässer ins Meer eingeleitet. Die Wasserqualität lässt daher zu wünschen übrig. "Gehe bloß nicht in diesem hochinfektiösen Sud schwimmen”, lese ich im Facebook-Forum. Mir werden Strände auf der Karte gezeigt. Der dichteste ist 40 km entfernt -  also da ist der Haken. Der Libanon gefällt mir bis jetzt sehr gut, aber das fand ich nicht so schön.
Öffentlicher Nahverkehr im Libanon
Der Schienenverkehr im Libanon wurde während des libanesischen Bürgerkriegs eingestellt, es gibt nur Taxen. Mir wird für 120 USD ein Taxistransfer inkl. Besuch irgendeiner Kultstätte vorgeschlagen. Das ist mir zu teuer. Mein Urlaub geht 10 Tage und ich würde gern ein paar Mal ins Wasser springen. Im Internet habe ich gelesen, dass es sowas wie Sammeltaxen geben soll, die feste Routen fahren. Aber wie funktioniert das? Mittlerweile habe ich mir eine libanesische Telefonkarte gekauft, denn ohne Internet ist es nicht auszuhalten. Man kann sich zwar die Karten bei Google Maps runterladen aber die Standortinfos zu den einzelnen Punkten werden nicht offline gespeichert.
Im Internet wird vor der Nutzung von Sammeltaxen gewarnt. Es soll vorgekommen sein, dass Touristen ausgeraubt wurden. Ich versichere mich nochmal im Hotel. Die Angestellten meinen jedoch, es wäre sicher. Im libanesischen Forum auf Facebook hieß es nur:”Nehme einen „Service“ nach „Cola“ und dann kannst du nach Tyros eventuell noch mal umsteigen.” Hochmotiviert, dass ich diese Challenge meistere, verlasse ich das Hotel mit gepackter Badetasche. Genau jetzt fängt mich vor dem Hotel ein Taxifahrer ab: ”Wie geht’s? Wohin? Bock auf ne Tagestour, die Jetta Grotte ist toll.” Ich verklickere ihm, das ich nur zum Strand in Tyros möchte und einen Service nehmen will. Der Taxifahrer protestiert: ”Das willst Du nicht, das dauert ewig und da steigen Syrer und Palästinenser ein, willst Du da mitfahren?" Ich bin zutiefst verunsichert und er macht mir einen guten Preis. 50.000 Lira für hin und zurück, ich habe drei Stunden Zeit am Strand. Gut, denke ich mir, dann verschiebe ich mein Intermezzo mit dem öffentlichen libanesischen Nahverkehr auf morgen.
Libanesische Gastfreundschaft
Wir fahren nach Tyros, so steht es auf Google Maps. Leider versteht mich hier niemand aber niemand, wenn ich nachfrage. Der arabische Name der Stadt heißt nämlich „Sour“ - da muss man erstmal drauf kommen. Nach ca. einer Stunde sind wir da. Das Taxi dreht um. Ich stehe allein auf dem Parkplatz. Man gelangt über mehrere Aufgänge an den Strand an denen Baracken stehen, wo man für den Besuch auch bezahlt. Wie ich gelernt habe, liegt im Libanon überall Müll. Sollte also doch mal kein Müll herumliegen, dann macht ihn jemand weg und dann zahlt man Eintritt - also logisch. Wie funktioniert das jetzt hier? Ich sehe weder irgendwelche Schilder, noch ein Drehkreuz. Kein Mensch hinter einem Schalter, der sagt wie viel es kostet. Am Eingang sitzen mehrere Personen. Wem muss ich jetzt mein Geld geben und wieviel? Erstmal lächeln und „masssa el chaaaiiid“ (Guten Tag) sagen - wird schon passen. Ich werde zu einer Liege geführt. Alles leer hier. Kaum Badegäste. Freie Auswahl. „Umbrella very important“, ich werde nicht verstanden. Die Beiruter grinsen mich mitleidig an und sagen:” Quäl dich doch nicht, sprich englisch mit uns.” Aber ich bekomme es hin und habe meine Liege und meinen Schirm. 10 USD wollte der haben,aber auf 10000 Lira habe ich runter gehandelt. Ich Held!

Könnte auch Zingst sein.

Der Strand könnte auch in Zingst (Darß, Mecklenburg-Vorpommern)) sein. Das Wasser ist warm wie in einer Badewanne. Ein schöner Strand. Ich will heute einfach im Halbschatten schlafen und entspannen, da die letzten Tage sehr anstrengend waren. Leider sind die paar Araber am Strand recht laut, aber auch das ist kein Problem für mich. Ich habe Oropax dabei - „die Erfinder der Stille“. Also rein damit und Ruhe. So geht das einige Zeit: Wasser - Liege, Liege - Wasser. So gefällt mir das.
Das ist Libanon!
Ich bin im Halbschlaf. Auf einmal ein Schatten über mir, ein junger Mann mit einem Burger in der Hand: “Hier für Dich”. Ein paar Meter weiter sitzt eine libanesische Familie, die hatte ich vorhin gegrüßt. Dann wurde das Geschenk noch mit einer Cola, Weintrauben und Äpfeln komplettiert. Ich glaube, die meinten das wirklich so nett. Die waren neugierig woher ich komme und außerdem musste ich denen versprechen am Strand Fussball zu spielen. Dabei tauge ich auf dem Spielfeld nicht viel. Ich bin dann aber doch ins Tor, da kann man nicht so viel falsch machen.

Ich hatte kein Zeit den Burger links zu fotografieren, ich hatte Hunger!

Meinem Taxifahrer habe ich von meinem Erlebnis erzählt. Davon, dass ich eine libanesische Familie kennengelernt habe und diese mich zum Essen eingeladen haben. Er meinte nur: „Das ist Libanon!"
Ab heute reise ich unabhängig
Nächster Tag. Ich gehe wieder aus dem Hotel, lass mich nicht auf einen Small-Talk mit dem Taxifahrer ein und begebe mich zur „Cola Station“. Das ist der Busbahnhof in Beirut. Eigentlich eine Kreuzung unter einer Hochstraße. Ein riesiges Wirrwarr an dem mehrere Kleintransporter stehen, die vor zehn Jahren in Deutschland keinen Tüv mehr bekommen hätten. Mein Taxifahrer zeigt auf den Platz, da wo die Autos stehen, welche in den Norden fahren. Ich will diesmal nach Byblos an den Strand, in die entgegengesetzte Richtung von gestern. Abwechslung muss sein.
Eigentlich wollte ich ja nach Byblos
Ich muss ehrlich zugeben, ich saß etwas verkrampft im Kleinbus auf dem Beifahrersitz. Später dann auch zu zweit, eine Zumutung. Nach einiger Zeit stieg ein libanesischer Soldat ein. Fand ich gut. Der wird mich nicht ausrauben, dachte ich mir. Die Fahrt zog sich hin, mittlerweile saß ich ganz hinten, einmal wurde das Fahrzeug getauscht. Von den monotonen Fahrgeräuschen bin ich gedanklich in den Standbymodus gegangen und als ich wieder zu mir komme, sehe ich auf Google Maps, dass wir an Byblos schon vorbei. Ich bin ja in einem neuen Auto mit einem neuen Fahrer, der ja von meiner Destination nichts wissen kann. Ich hab mich nicht getraut zu fragen, ob es möglich ist umzudrehen. Ich denke, das hätten die auch nicht gemacht. Ich weiß ja, das Auto fährt nach Tripoli, also fährst du bis zum Schluss mit. Mal schauen was dann kommt.
Heute hatte ich keine Lust auf Stadt, ich wollte Strand.
Was mir schon mal auffällt: in Hamra, meinem Viertel, gibt es an jeder Ecke was zu essen. Hier in Tripoli sieht das schon anders aus. So ging ich einfach mal in Richtung Hafen und suchte was zu essen. Es ist Mittagszeit und ich habe Hunger. Ich bestelle mir an einem Straßenimbiss einen Bagel - so mit Käse und irgendwas würzigem, hat super geschmeckt. Ich habe während meines ganzen Libanonurlaubs  nie schlecht gegessen! Ich nehme mir jetzt ein Taxi. Hier schon nicht mehr so einfach. Ich muss einige Zeit warten. Ich möchte zum Strand, werde nicht verstanden. Eine muslimische Familie sitzt auf der Hinterbank, die Tochter grinst. Ich werde am Wasser raus gelassen. Nach ein paar Metern kommt sowas, was man einen Strand nennen kann, alles voller Müll. Ich verzichte und spaziere weiter und gönne mir ein Eis. Ich sitze wieder im Taxi und wieder werde ich nicht verstanden, selbst mit dem Standort auf Google Maps. Ich hatte mir auf Trip-Advisor was empfehlenswertes rausgesucht, aber der Taxifahrer kommt damit nicht klar.Wir sind mittlerweile in der Innenstadt. Hier ist es irgendwie anders als in Hamra. Ein arabischer Markt, aber die Bärte von den Männern sind länger. Hier würde ich nicht alleine rumlaufen. Nach ein paar Metern sind wir endlich da, halten an, der Fahrer gestikuliert die Straße hoch.
Ich denke mir: nur nicht stehen bleiben.Gehe einfach die Straße hoch und tue so, als würde ich wissen, wohin ich will. Ich laufe auf gestapelte Sandsäcke zu, hinter denen drei Panzer stehen. Von links oben winkt mir ein Mann zu. Ich soll hochkommen. Ich hab die Zitadelle gefunden. Interessanter Spot und nicht mal Eintritt muss ich zahlen. Von hier aus kann man ganz Tripoli sehen und somit verweile ich eine halbe Stunde in der Zitadelle
Nach dem Besuch nehme ich mir wieder ein Taxi. Der gute Mann soll mich zum nächsten „Service“ nach Beirut bringen, egal wo dieser sich befindet. Die Abfahrt findet wieder von woanders aus statt.
Ich sitze im Service-Taxi auf der hintersten Bank. Neben mir eine syrische Familie mit zwei kleinen Kindern. Auch von ihnen werde ich wieder neugierig beäugt. Die Mutter trägt Kopftuch und ist sehr hübsch. Wenn man Muslimische Frauen anlächelt, dann lächeln sie zurück. Jetzt wird der Vordersitz ausgeklappt, d.h. für mich: Beine einziehen. Diese Fahrt wird hart.

Wenn mann Muslimische Frauen anlächelt, dann lächeln sie zurück!
Alle vier neben mir fangen an Kaugummi zu kauen. Der Vater schenkt mir auch welche. Das ist diese Gastfreundschaft von der ich vorhin bereits sprach. Auch wenn man sich nicht kennt oder versteht, man teilt und das ist eine schöne Erfahrung für mich. Nach einiger Zeit liegt der halbe Kopf von einem Kind in meinem Schoß. Ein inniger Moment, den ich nicht wage zu fotografieren.

Ein Bild von der Hinfahrt.

Der Transporter rast die Küstenstraße entlang. Die Sonne geht langsam unter. Irgendwann hält das Auto an, da einige in Byblos aussteigen. Dort, wo ich heute ursprünglich hin wollte. Der Sitz vor mir wird wieder eingeklappt. Ich kann meine Beine ausklappen. Erholung. Doch die Erholung währt nicht lange. Es steigt eine ältere muslimische Frau ein und klappt die Sitzbank wieder aus. Ich muss meine Beine wieder einziehen aber die hübsche Syrerin neben mir lacht sich fast kaputt. Nach einiger Zeit bin ich wieder am „Cola“ und greife mir via „Uber“ ein Taxi und fahre ins Hotel. Es lief heute alles anders als geplant, aber dennoch war es ein schöner Tag.
Eine Christliche Kirche und eine Moschee in trauter Nachbarschaft, dass ist Libanon!

Heute wird mir die Fahrt (ohne Hilfe) zum Strand gelingen. Da ich nun schon einiges durchgestanden habe, kann es nur einfacher werden.
Ich habe Glück, ich sitze in einem kleinen Bus und bekomme sogar ein Busticket. Die Fahrt geht bis Sidon wo der Bus direkt in der Stadt hält. Leider spricht der Fahrer kein Englisch. Ein zweiter Fahrer kommt hinzu und versucht mir auf Arabisch und in Zeichensprache zu erklären, was ich jetzt tun muss. Ich verstehe dann soviel, dass ich zum Wasser gehen soll und genau das war für mich ein besonderer Moment - ich hatte es nämlich richtig verstanden. 

So steht man dann an der Straße und wartet, dass ein Bus kommt. Es ist clever, sich zu einem Libanesen zu stellen.

Ich warte an der Straße am Wasser auf den nächsten Service. So funktioniert das hier. Es gibt keine Bushaltestellen, sondern man stellt sich an die Straße und wartet bis jemand vorbei kommt. Dann hält ein Service an und ich rufe „Sour“. Der Fahrer nickt, hier muss ich rein. Die Fahrt geht endlich weiter. Irgendwann ist das Auto in Sour angekommen, aber immer noch nicht am Strand. Ich will dem Fahrer 5000 ll geben, er schüttelt mit dem Kopf und meint, ich solle ihm 3000 ll und dem Taxi 2000 ll geben. Die Libanesen achten auf einander - und auf mich.
Libanesen achten auf einander - und auf mich!
Endlich habe ich es ganz alleine an den Strand geschafft. Dort angekommen lerne ich „Ali“ kennen. Einen Deutsch-Libanesen. Als er sich mir vorstellt, meinte er nur spaßig, dass er bereits wisse, dass hier fast jeder so heißt. „Was machst Du im Libanon, wie bist Du darauf gekommen hier her zu reisen?“, eine Frage, die mir ständig im Libanon gestellt wird. Nach einem längeren interessantem Gespräch tauschen wir Nummern aus und er schreibt mir schon bald per Whatsapp, dass er mich gerne einladen würde mir einmal den Süden zu zeigen.

Essen, Früchte oder Shisha auch direkt am Wasser. Ein Toller Service hier!

Für den nächsten Tag habe ich mich zum Tauchen angemeldet. Irgendwie ein komisches Gefühl jetzt ins Wasser zu gehen, vor dem ich gewarnt wurde. Ich bin zum ersten Mal rückwärts mit Taucherausrüstung vom Boot aus ins Wasser gerollt. Das kostete mich Überwindung.
Ich hatte einen langen Tauchgang, über 45 Minuten. So lange hat meine Luft noch nie gereicht. Unterwasser gab es leider nicht viel zu sehen, denn ich hatte nur eine Sichtweite von ca. drei Metern. Ich als einziger Europäer hatte kein Neopren an. Ein Norddeutsches Kaltblut braucht so etwas nicht *g . Das Wasser war auch in der Tiefe sehr warm. Der Divemaster hat Unterwasser mit einer Taschenlampe nach Fischen gesucht, was ich recht witzig fand. Eigentlich habe ich nach einem Tauchgang immer tierischen Hunger, aber nicht hier im Libanon. Erstens zügelt die Hitze den Appetit und dann sättigt das innländische, fantastische Essen sehr gut. Der Humus, das dünne Brot oder das scharf eingelegte Gemüse.
In den zehn Tagen Libanon habe ich fantastisch gegessen ohne Gewichtszunahme.
Auf meinem Handy meldet sich Abir, welche ich im Flugzeug kennengelernt hatte. Sie ist heute in Beirut, trifft Freunde und fragt, ob ich dazu kommen möchte. Rein zufällig bin ich gar nicht so weit entfernt und sie teilt mir ihren Standort per WhatsApp mit - schon bin ich auf dem Weg zu ihr.

Traditionell arabisch zubereiteter Kaffee.

Schon wieder so ein schönes Café aber ich sollte mich zurückhalten mit dem essen, denn ich habe mir für heute Abend etwas vorgenommen. Da gibt es wahrscheinlich genug zu essen. Ich stelle mich erneut den bekannten Fragen: ”Du kommst aus Deutschland, was machst Du im Libanon, warum kommst du hier her?” Irgendwie ein mieses Timing, weil ich hier nicht weg will. Ich konnte dennoch nicht allzu lange in dem netten Café bleiben. Um 17:00 Uhr fing nämlich der Kochkurs an, den ich über Trip-Advisor bei einer libanesischen Familie gebucht hatte. Die Familie wohnte am äußersten Stadtrand von Beirut und da kam ich nur mit dem Taxi hin. Nach einigem Umherirren mit Google Maps finde ich mit Hilfe die richtige Klingel. Ich bin bereits 30 Minuten zu spät, aber meine Gastgeber sind froh, dass ich endlich da bin. Sie hatten schon Angst um mich. Zum Anfang unterhielten wir uns ein wenig, um uns besser kennen zu lernen. Dann ging es los in die Küche. Tanja und Ihre Mutter, die "libanesischen Kochmaschinen“ zeigen mir drei „einfache“ Gerichte und ich mache mir mit dem Handy Fotos von den einzelnen Arbeitsschritten. Wir machen Humus, Fattusch und eine Süßspeise, von der ich den Namen vergessen habe. Es ist auf jeden Fall etwas traditionelles, was es immer gibt, wenn ein Kind geboren wurde.

Libanesisches Essen besteht aus viel kleinen Vorspeisen.

Das Essen im Libanon ist fantastisch. Das Zitronenhähnchen war super, aber wenn ich ehrlich bin, hat mir der selbstgemachte Arak (ähnlich dem Ouzo oder türkischen Raki) am besten gefallen. Ich habe einige getrunken. Nach dem Essen haben wir noch viel erzählt über Politik, Religion und Deutschland. Es war ein toller Abend bei einer gastfreundlichen Familie.

Arabischer Kaffee schmeckt mild,ist aber alles andere als das. Ich konnte die Nacht nicht schlafen. Ich wollte früh aufstehen und dann mit dem Service nach Tyros und mich mit Ali zum Frühstück treffen. Eine halbe Stunde später als geplant treffe ich in Tyros am „Busbahnhof“ ein.

Taugenichtse gibt es überall
Ein paar Taugenichtse lungern am Auto rum, bemerken das ich Ausländer bin und fangen sofort an mich voll zu quatschen. Wegen dem vielen Input vergesse ich den Fahrer zu bezahlen und werde zurückgerufen. Die beiden mir suspekten Männer wollen, dass ich in ihr Auto steige. Rechtzeitig warnt mich eine Stimme aus einem Auto, bloß nicht mit diesen Männern mitzugehen und dies sogar auf Hochdeutsch. Ich zeige dem Mann, der mich warnte den arabischen Namen von dem Treffpunkt den Ali per Whatsapp geschickt hat. Aber obwohl er wie ein Libanese aussieht, konnte der Herr kein arabisch. Schade.

Nur keine Tourifotos vermeiden.

Ich entferne mich erstmal aus dieser unübersichtlichen Situation und stelle mich an der Tankstelle in der Nähe neben eine Zapfsäule und hoffe auf Ruhe. Die beiden Männer sind mir zum Glück nicht gefolgt und so schreibe ich Ali eine Nachricht und nach ein paar Minuten ist er da.
Wir wollen erstmal frühstücken und gehen in einen Imbiss auf einem Basar. Ganz traditionell ohne Süßes oder Fleisch, ich muss mich umgewöhnen.
Danach gehen wir durch die Stadt. Es werden überall Stände abgebaut, denn z.Z. ist „Aschura Fest“. Ein wichtiges religiöses Ereignis für schiitische Muslime. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Anlass für dieses Fest/Trauerfeier, die Trennung zwischen Schiiten und Sunniten. Schiiten und Sunniten sind die zahlenmäßig größten Strömungen im Islam. Ob etwas schiitisch ist, erkennt man an den schwarzen Fahnen mit arabischer Schrift bzw. mit einem abgebildeten Säbel darauf.
Je mehr ich über die Hintergründe erfahre, desto mehr wird mir klar, wie schwierig es für uns Deutsche ist, Nachrichten aus dem Nahen Osten zu verstehen. Soziale Unzufriedenheit, Vermischung von Politik mit Religion, sowie Radikalismus sind meiner Meinung nach DIE Ursache für alle Probleme im Nahen Osten. Deswegen herrscht dort bis heute kein Frieden.
Wir fahren nun nach Qana und holen seinen Cousin ab, welcher in der libanesischen Armee ist. Wir wollen an einen der Strände in den Süden und dafür muss man mehrere Militär-Checkpoints passieren und Ali hat einen deutschen Pass. Er meinte, es wäre besser, wenn sein Cousin fährt. Fahren kann ich das nicht nennen. Sein Cousin Rast wie ein Irrer - im Mercedes Cabriolet aber angenehm. Mich erinnert die Landschaft im Süden an die meiner Lieblingsinsel Kreta.

Das könnte auch Kreta sein.

Ali spielt schiitische Musik. In meinen Ohren klingt die wie brünstige Männergesänge. Dazu den erfrischenden Fahrtwind, alles super. Ich nutze gleich mal die Gelegenheit weiter zu fragen. Wie sieht es denn nun aus, müssen muslimische Frauen ein Kopftuch tragen oder nicht? Ali zuckt mit den Schultern und fragt auf arabisch sein Cousin. ”Ja, sie müssen”, die kurze Antwort. Ich habe gelernt, dass es den Muslimen nicht gibt, jeder muss als Individuum begriffen werden. Jeder lebt seinen eigenen Islam.
Müssen muslimische Frauen Kopftuch tragen oder nicht?
Zu einem richtigen Sandstrand haben wir es nicht geschafft, alles zu dreckig. Stattdessen hängen wir in einem Ressort im Schwimmbad rum.
Für mich völlig Ok. Ali lässt sich von seinem Cousin fotografieren, denn er betreibt einen Channel auf Instagram mit mittlerweile 35.000 Followern - was für einen Mann gar nicht so schlecht ist.
Gegen Abend geht es für mich zurück. In Sidon schaffe ich es gerade so zum letzten Service nach Beirut. Ich fühle mich eingequetscht wie in einer Sardinenbüchse. Ich muss dringend auf Klo. Die 1 ½ Stunden bis Beirut schaffe ich nicht. Ich lasse diesen einen Satz, den ich auf arabisch kann, vom Stapel: „Darf ich bitte auf Toilette?!“ (häl assstattio blalalalal). Der Fahrer schaut mich irritiert an. Verdammt, ich glaube er hat mich nicht verstanden. Nach ein paar Minuten holt er einen Freund, der Englisch spricht. Dieser vermittelt und zum Glück hält das Auto für mich an.
Zurück in Beirut hilft mir einer meiner Mitfahrer ein Taxi zum Normalpreis zu finden. Es ist also kein Einzelfall. Libanesen sind sehr umsichtig.

Heute Checke ich das Nachtleben
Heute Abend checke ich das Nachtleben von Beirut. Google sagt, die Skybar ist gut. Ich rufe mir per Uber ein Taxi. Innerhalb von 5 Minuten bin ich da und vernehme aus dem Taxi eine gewaltige Bassdruckwelle, aber ich sehe nichts. Mein Blick schweift nach oben. Ein Hochhaus bei dem die letzte Etage offen ist, alles eine Diskothek. Ich werde reingelassen und über einen Fahrstuhl gelange ich zur Dachparty. Ich betrete eine riesige Fläche mit Bars, Videowänden und Lautsprechertürmen.
Ich spüre hier keine arabische Verbohrtheit. Der Laden ist einfach nur cool. Fast jeder Gast ist am Tanzen. Beirut hat ein klasse Nachtleben!
Ein ganzer Raum voller Menschen reiben aneinander zu 50 Cent‘s Zauberstab-Song
Den nächsten Tag verbringe ich bis mittags im Hotel, denn der Alkohol von letzter Nacht fordert seinen Tribut.

Nach dem Alkohol erst mal entspannen.

Den Nachmittag verbringe ich am Jachthafen. Dort gibt es mehrere Pools und Liegen, aber stolze 20 USD kostet der Eintritt. Sauberkeit hat im Libanon ihren Preis und um an einen Strand zu fahren ist es nun zu spät.
Für den Abend beschließe ich, das gestrige zu wiederholen und nachdem ich mir in der Chocolat-Bar diesen irren Schokoladenburger gegönnt habe, geht es zur Skybar. Aber diesmal habe ich kein Glück: ”Nur mit Freundin”, entgegnet der Türsteher leicht arrogant grinsend. Auch in alle anderen Lokalitäten in der Umgebung komme ich nicht rein, nur Gästeliste.
Ich bin wieder zurück ins Hamra gefahren und habe in einer Seitenstraße doch noch eine tolle Bar entdeckt, die „Mystic Bar“. Der Chef heißt Diego und er trägt ein Piratenkopftuch, ein Gastronom, so wie er mir gefällt. Nach dem dritten „Mai Kai“ (der heißt wirklich so) verkündet er mir, dass er bald schließen muss. Ich frage ihn,was man noch machen könnte, da die Skybar mich nicht rein lässt und er empfiehlt mir eine Kneipe ein paar Meter weiter, denn da geht er auch gleich hin.
Libanesen können Party

Wie der Laden heißt weiß ich nicht mehr. Ich war angetrunken und kaum war ich drin, bekam ich schon das erste Bier geschenkt. Libanesen können feiern, das weiß ich jetzt. Aus dem Lautsprecher tönten die Aktuellen Charts, arabische Popmusik und alle singen mit . Ein Barkeeper hatte auch noch Geburtstag - was ein klasse Abend.
Ich dachte mir, ich könnte ja mal Kommunikation versuchen. Ein paar Worte Arabisch kann ich ja. Ein Dialog kam nicht zustande aber die Frau hat sich kaputt gelacht. Ich kenne mein Limit und nach ein paar Drinks bin ich zufrieden ins Hotel geschwankt.
Am nächsten Tag war wieder Erholung bis Mittag angesagt. Aspirin brauchte ich nicht - ob es am Essen oder am Klima liegt?

Die Hafenpromenade in Beirut.

Für den letzten Tag hatte ich noch einen Eventpunkt. An der Rezeption sagte man mir, das beste „Schnitzel“ gibt es in Beirut. Daraufhin ich bin tatsächlich in ein Deutsches Restaurant gefahren. Die Kellnerin hatte sogar ein Dirndl an, das irritierte mich und ich musste Lachen. Libanesinnen sehen im Dirndl komisch aus.
Libanesinnen sehen im Dirndl komisch aus.
ich habe Rippchen mit Salat und Pommes gegessen. Der Besuch hat sich im Nachhinein als keine gute Idee erwiesen. Nach ein paar Stunden bekam ich Bauchschmerzen und Durchfall, welcher bis zum  Rückflug andauerte. Das Essen im Libanon war fantastisch. Nur der Besuch im Deutschen Restaurant ging mir auf dem Magen - welch eine Ironie
Zur Sicherheit: Ich habe mich sehr sicher gefühlt, aber ich bin auch kein Sicherheitsexperte. Zu Fahrten an die syrische oder israelische Grenze wird abgeraten, aber da gibt es auch nicht viel Touristisches zu sehen. Einen Ausflug nach Tripoli, so wie ich ihn gemacht habe, würde ich nicht 100%ig wieder befürworten.
Mein Fazit: Der Libanon ist ein großartiges Reiseland. Ich habe mich sicher und Willkommen gefühlt. Ich wurde oft gefragt, woher ich komme - “Germany issss suuuuper, Angela Mööörkel scheee is greeeaet”. Kurzum: als Deutscher ist man sehr hoch angesehen im Libanon. Das Land hat nur einen Makel. Der Müll. Wenn man das einmal in den Griff bekommen würde, das wäre großartig. Die Libanesen sind sehr umsichtig, freundlich und hilfsbereit und haben mir eine tolle Reiseerfahrung beschert.
Libanon, wir sehen uns wieder!

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